ambulante Altenpflege

Ambulante vs. Stationäre Altenpflege – eine Frage der Qualität

Es ist leider ein Zusammenhang, der trotz einzelner Ausnahmen nicht zu bestreiten ist und vor dem sich die Augen nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt verschließen lassen: Mit zunehmendem Alter eines Menschen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er eines Tages Altenpflege benötigt. Dieser Tag kann früher oder später kommen, aber wenn es soweit ist, stellt sich die Frage, ob eine ambulante Pflege in den eigenen vier Wänden, oder eine stationäre im Alten- und Pflegeheim gewählt werden soll. Generell steigt der Pflegebedarf allein aufgrund der demographischen Entwicklung unserer Gesellschaft rasant, im selben Maß zeigen sich allerdings auch immer mehr Menschen verunsichert, wenn es darum geht sich für eine der beiden Pflegeformen zu entscheiden.

Ambulant vor stationär

Nach gesetzlicher Grundlage gilt laut Pflegeversicherung in § 43 Abs. 1 SGB XI der Wahlspruch: „ambulant vor stationär“. Bevor also ein Patient in einer vollstationären Einrichtung wie beispielsweise einem Altenpflegeheim aufgenommen wird, muss durch den MDK, den Medizinischen Dienst der Krankenkassen, nachgewiesen sein, dass diese auch erforderlich ist. Besteht die sogenannte „Heimpflegebedürftigkeit“ nicht, werden durch die Kasse keine Heimkosten übernommen, möglich ist die Unterbringung im Heim aber natürlich dennoch. Unabhängig von der gesetzlichen und finanziellen Lage ziehen viele Betroffenen die ambulante Pflege allerdings auch persönlich vor, da diese ihnen ermöglicht in der vertrauten Umgebung zu bleiben. Dass viele Altenheime nicht den besten Ruf genießen spielt ebenfalls eine Rolle.

Die medizinischen Rahmenbedingungen

Aus emotionaler, persönlicher Sicht spricht demnach vieles für einen ambulanten Pflegedienst, aber wie sieht es mit ganz grundlegenden Fragen der medizinischen Qualität aus? Im Ergebnis liegt die stationäre Unterbringung hier vorn – einfache Hilfsmittel, wie höhenverstellbare Betten, stehen beim Patienten zu Hause nicht immer zur Verfügung, eine behindertengerechte Wohnung bedarf aufwendiger Umbauten und auch auf die Hygiene kann nicht immer im notwendigen Maß geachtet werden. Der ambulante Pfleger steht zudem oft allein da, eine Rücksprache mit hauseigenen Ärzten ist nicht möglich. Verordnungen müssen durch die Kasse genehmigt werden, ansonsten können Leistungen nicht erbracht werden oder der Betroffene und seine Familie müssen die Kosten übernehmen. Ambulante Pflege kann dabei allerdings den Vorteil haben, dass mehr Zeit für die einzelnen Patienten zur Verfügung steht und dass sich eine engere Bindung zwischen Pfleger und Betreutem entwickelt. Die Konzentration gilt ganz der einen zu pflegenden Person und keine störende Klingel kann dazwischenfunken. In der Realität sind viele Pflegedienste allerdings mittlerweile zeitlich überfordert und für die einzelnen Patienten bleiben genau wie auch in vielen Altenheimen nur noch wenige Minuten.

Eigeninitiative ist gefragt

Grundsätzlich hängt die Qualität der ambulanten Pflege dabei recht stark von der Eigeninitiative der Betreuten und ihrer Angehörigen ab. Wie viele Stunden am Tag können die Angehörigen sich um die Seniorinnen und Senioren kümmern? Werden – gesetzlich subventioniert – Umbauten durchgeführt und Hausnotrufsysteme installiert? Auch der große Nachteil gegenüber einem Pflegeheim, die ständige Erreichbarkeit des Pflegepersonals, kann über die Möglichkeit bezahlten Personals zur 24h Pflege oder auch 24h Betreuung ausgeglichen werden. Dabei wohnen Betreuungskräfte, die in der Regel aus Osteuropa stammen, fest bei der pflegebedürftigen Person und helfen bei allen anfallenden Problemen. Da diese die medizinische Versorgung allerdings aus rechtlichen Gründen nicht übernehmen dürfen, kann diese Art der Pflege nur eine Ergänzung zu ambulanten Pflegediensten sein.

Fazit

Welche Art der Altenpflege nun die bessere Qualität bietet ist nicht abschließend zu klären. Während bei stationärer Pflege wohl die besseren medizinischen Standards garantiert sind, darf der emotionale Faktor des eigenen Zuhauses auf das Wohlbefinden nicht unterschätzt werden. Gerade bei hoher Pflegestufe bedarf es allerdings eines engagierten Einsatzes der Angehörigen, nicht zuletzt damit die Betroffenen nicht vereinsamen. Die 24h Pflege kann dabei die Lücken schließen, die im Gegensatz zur stationären Pflege bestehen.
Grundsätzlich gibt es sowohl gute als auch schlechte Pflegeheime, dasselbe gilt für die ambulanten Dienste. Der MDK überprüft Einrichtungen und Dienste regelmäßig auf verschiedene Faktoren, so lässt sich schnell herausfinden, in welcher Kategorie ein Anbieter einzuordnen ist.

Es ist keine neue Information, dass der Pflegesektor chronisch unterbezahlt ist. Ohne, dass sich dort etwas tut, werden qualitative Mängel weiterhin nicht vollkommen auszuschließen sein. Es bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich hier der gesetzliche Rahmen bewegt.

Ein Gastbeitrag von Lena Müller.

Beitragsbild & Quelle: geralt / Pixabay / creative commons public domain

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